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#Auslandsaufenthalt #Bildung #Ehrenamt #WissensWerte

#WissensWerte: "Von der Stipendiatin zur Mentorin: Wie ein Auslandsaufenthalt mein Leben veränderte"

Greta Frank, Zugvogel-Alumna

Greta Frank ist im Sommersemester 2024 in ihr Studium International Business in Hamburg gestartet. Während ihrer Schulzeit bewarb sie sich auf ein Zugvogel-Stipendium bei der Claussen-Simon-Stiftung und reiste für vier Wochen nach Italien: Sie lebte in einer Familie in der Nähe von Turin und besuchte dort die Schule. Eine lebensverändernde Erfahrung im besten Sinne. Seitdem engagiert sich Greta als Mentorin bei Experiment e.V. und teilt ihre Erfahrungen mit anderen jungen Menschen, die sich für einen Auslandsaufenthalt entscheiden. Hier berichtet sie über ihre Reise, die sie von der Stipendienbewerbung während ihrer Schulzeit über Italien dorthin führte, wo sie heute im Leben steht.


Wenn ich heute auf die letzten Jahre zurückblicke, eröffnet sich vor mir eine Fülle an Erinnerungen und Erfahrungen, die maßgeblich dazu beigetragen haben, die Person zu formen, die ich heute bin. Die Entscheidung, Zugvogel-Stipendiatin zu werden, im Alter von 15 Jahren fünf Wochen bei einer italienischen Gastfamilie zu verbringen und in einem Land die Schule zu besuchen, dessen Sprache ich bis dahin kaum beherrschte, erforderte Mut und Offenheit gegenüber dem Unbekannten. Sie markierte einen bedeutenden Punkt in meiner persönlichen Entwicklung. Jede Situation, die mich seitdem herausforderte, meine Komfortzone zu verlassen, hat mein Vertrauen in meine Fähigkeiten und meine Zuversicht gestärkt, dass ich erfolgreich sein kann bei dem, was ich mir vornehme, unabhängig von äußeren Faktoren. Zudem wurden mir immer wieder auch meine Stärken vor Augen geführt, und dies beeinflusste mich letztlich auch in der Entscheidung über meinen weiteren Weg. Und so stehe ich nun am Beginn eines Studiums mit internationaler Ausrichtung und blicke mit Neugier und Vorfreude auf die kommenden Jahre voller neuer Eindrücke und Herausforderungen. Mein Wunsch für die Zukunft ist es nun, mein Wirken auch weiterhin international auszurichten und persönliche sowie berufliche Entscheidungen auf meinem Weg bewusst und mit diesem Ziel vor Augen zu treffen. Meine Leidenschaft und der daraus resultierende Wunsch, einen positiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten, sind Aspekte, die ich dabei gern weiterverfolgen möchte.

Vor nunmehr fünf Jahren wurde ich ausgewählt, Zugvogel-Stipendiatin der Claussen-Simon-Stiftung zu werden. In welcher Weise dieses Programm mein weiteres Leben nachhaltig prägen würde, hätte ich mir damals nicht vorstellen können.

Ich bin damals mit dem Stipendium für fünf Wochen nach Italien gereist, in ein Land, das ich zwar schon im Rahmen einiger Sommerurlaube besucht hatte, von dem ich die Landessprache jedoch zuvor nicht in der Schule gelernt hatte. Dadurch war diese Reise für mich noch ein bisschen aufregender und ein größerer Schritt heraus aus meiner Komfortzone, als wenn ich ein englischsprachiges Land besucht hätte.

Trotz anfänglicher Nervosität kann ich rückblickend aus voller Überzeugung sagen, dass ich mich jedes Mal wieder so entscheiden würde, denn diese Reise war für mich so viel mehr als nur ein Schulbesuch im Ausland. Von Anfang an wurde ich herzlich von meinem neuen Umfeld aufgenommen, und diese Herzlichkeit begleitete mich durch meinen ganzen Aufenthalt. Dadurch sind Bekanntschaften entstanden, die schon bald zu Freundschaften wurden. Viele dieser Freundschaften bestehen bis zum heutigen Tag, sodass ich auch drei Jahre nach meinem Stipendium meinen Sommerurlaub bei einer ehemaligen italienischen Klassenkameradin verbracht habe. Ich bin über mich hinausgewachsen und habe Sprachbarrieren überwunden. Dies stärkte nicht nur mein Selbstvertrauen, sondern verdeutlichte mir auch nochmal, wie komplex zwischenmenschliche Kommunikation ist. Denn hinter Kommunikation verbirgt sich so viel mehr als der reine Austausch von Worten. Wenn man noch nicht so vertraut mit einer Sprache ist, wird einem bewusst, wie essenziell es ist, besonders auch nonverbale Kommunikationsmittel wie Mimik und Gestik vor dem kulturellen Hintergrund zu beobachten und zu interpretieren.
Während des Aufenthalts konnte ich meinen Horizont erweitern, denn ich hatte die Möglichkeit, neue Erfahrungen zu sammeln und viele neue Dinge kennenzulernen, nicht nur als Besucherin, sondern als Teil der Gesellschaft. Ich kehrte nach fünf Wochen zurück nach Deutschland, nicht nur mit einem Koffer voller prägender Erinnerungen, sondern auch mit dem Wunsch, etwas zurückzugeben. Dieser Wunsch führte mich dann zu meinem heutigen Ehrenamt bei Experiment e.V., der gemeinnützigen Austauschorganisation, die auch schon meinen eigenen Auslandsaufenthalt organisiert hatte.

Um die Arbeit der Ehrenamtlichen besser zu verstehen, nahm ich zunächst an einem Seminar zum Thema „Leitung und Umgang mit Gruppen“ teil. Nun engagiere ich mich bei Vor- und Nachbereitungsseminaren, sowohl für Schüler:innen, die ins Ausland gehen, als auch für jene, die aus anderen Ländern nach Deutschland kommen. Ebenso bin ich bei Messen und Auswahlgesprächen für Austausch-Interessierte dabei.

Bei den Vorbereitungsseminaren geht es darum, wichtige Information zu Themen wie Gastfamilie, Flug, Schule, Sprache, Kultur und Bräuchen sowie den Umgang mit Herausforderungen auf eine spielerische Art zu vermitteln. Das Ziel dabei ist, die Schüler:innen so gut wie möglich auf das vorzubereiten, was sie erwartet, sodass so viele Sorgen wie möglich bereits im Vorfeld genommen werden und sie ihre Reise mit viel Vorfreude und Selbstbewusstsein antreten können. Die Nachbereitungsseminare fokussieren sich dann darauf, dass die Teilnehmenden all das Erlebte reflektieren und sich mit anderen über ihre individuellen Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen können.

Im Frühling 2022, dem ersten Zugvogel-Jahrgang nach meinem eigenen, in dem das Programm nach der Corona-bedingten Pause wieder stattfinden konnte, hat mich die Claussen-Simon-Stiftung gemeinsam mit einigen weiteren ehemaligen Zugvögeln als Länderexpert:innen eingeladen. In dieser Rolle konnte ich den neuen Stipendiat:innen einen Einblick in meine Zeit als Zugvogel geben, zahlreiche Fragen rund um das Leben in Italien beantworten und ihnen ein paar wertvolle Tipps mit auf den Weg geben, die auch ich vielleicht gerne vorher gewusst hätte. Zu sehen, mit welcher Wissbegierde und welchem Enthusiasmus die Zugvögel bei der Sache waren, hat mich an mich selbst erinnert und gleichzeitig daran, wie erfüllend und wichtig es ist, diese Leidenschaft weiterzugeben.

Im Sommer 2023 nahm ich schließlich als Mentorin beim Zugvogel- Vorbereitungsseminar teil. Obwohl nicht mehr in der Rolle einer Stipendiatin, konnte ich mich immer noch sehr gut in die Situation der Stipendiat:innen hineinversetzen. Das war für den Austausch miteinander ein bedeutsamer Vorteil und ermöglichte eine effiziente, vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Schüler:innen. Ich versuchte all das, was ich von meinem Seminar in besonders guter Erinnerung hatte, zu nutzen und gleichzeitig auch zusammen mit den anderen Ehrenamtlichen unsere ganz eigenen Noten einzubringen. Es war dabei beeindruckend zu sehen, wie offen die Zugvogel-Gemeinschaft doch ist, und dass, obwohl alle so unterschiedlich sind, uns dieses Abenteuer so stark verbindet. Zum Ende des Seminars hatte ich das Gefühl, diesen jungen Menschen nochmal etwas mehr Selbstvertrauen geschenkt zu haben, um sich zu trauen, neue Wege zu gehen und die große Möglichkeit, die vor ihnen liegt, voll auszuschöpfen. Daher war es auch eine umso schönere Gelegenheit, alle Stipendiat:innen fünf Monate später und nach ihren erfolgreich absolvierten Auslandsaufenthalten beim Nachbereitungsseminar wiederzusehen und dort ihre Geschichten darüber zu hören, wie es ihnen ergangen ist. 
Durch meine ehrenamtliche Arbeit begegne ich fortlaufend neuen Situationen und Menschen; mein Selbstvertrauen und meine Teamfähigkeit wachsen dadurch kontinuierlich weiter. Und auch wenn ich im Rahmen meiner ehrenamtlichen Arbeit bereits viele nette und inspirierende Menschen kennenlernen durfte, ist und bleibt es doch stets etwas Besonderes, gerade zur Zugvogel-Gemeinschaft zurückzukehren, denn dort begann ja auch meine eigene Reise.

„Traveling – it leaves you speechless, then turns you into a storyteller.” (Ibn Battuta)
Dieses Zitat habe ich bereits in meinem Zugvogel-Abschlussbericht verwendet und es hat sich seitdem für mich immer wieder als wahr erwiesen.
 

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