Performance in der Schule: Weiterbildung für Lehrkräfte
Anne Pretzsch, Alumna bei stART.up
Corona hat uns getroffen. Umplanen, künstlerisch vorplanen, Konzepte schreiben, neu denken - nicht mehr machen, dafür Zeit zu überlegen. In diesem Monat habe ich die Möglichkeit, mit der Konzeption eines großen Projektes zu beginnen. Im kommenden Jahr möchte ich gemeinsam mit zwei befreundeten Performancekünstlerinnen, Christine Kristmann und Anna Hubner, eine Weiterbildung für Lehrer/-innen im Fach Performance anbieten.
Ich bin an vielen Schulen tätig und bemerke, wie viele Lehrer/-innen experimentell, performativ und unkonventionell arbeiten wollen. Und dann gibt es hier einen Workshop und da einen Kurs, aber es fehlt an Möglichkeiten. mit anderen Lehrkräften gemeinsam in einen längeren Lernprozess einzusteigen. Mit der Fortbildung möchten wir eine Möglichkeit schaffen, selbst mit Zeit und Raum ins Probieren zu kommen.
Gerade Corona zeigt mir mehr denn je, wie wichtig Gruppen, wie wertvoll der gegenseitige Rückhalt und das Feedback sind und wie schön es ist, sich gegenseitig beim Wachsen und Lernen zu unterstützen, beim Fehler machen und beim Nachfragen.
In kurzen Workshops oder Fortbildungen ist oft zu wenig Raum, um Dinge selbst auszuprobieren und zu entwickeln. Wertvolle Informationen werden zwar an die Lehrenden weitergegeben, aber am Ende sind diese mit der größten Herausforderung, der Umsetzung in ihrem Unterricht, an ihren Schulen, dann ganz auf sich allein gestellt. Deswegen möchten wir einen Raum schaffen, in dem sie in einer festen Gruppe ein Jahr lang gemeinsam lernen und vor allem selbst performative Strategien entwickeln können. Unterstützung erfahren sie dabei von Künstlern/-innen der Hamburger freien Szene, die als Supervisor/-innen agieren.
Am Ende des Jahres werden die Lehrer/-innen theoretischen Input gewonnen, selbst praktische Erfahrung mit Künstlern/-innen der freien Szene gemacht, viele neue Tools zur Umsetzung künstlerischer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen an die Hand bekommen und eine eigene Performance mit einer ihrer Klassen entwickelt haben. Hierbei kann es sich um eine Intervention im öffentlichen Raum, eine Lecture Performance, eine Sound-Installation oder eine Performance im digitalen Raum handeln. Die einzelnen Möglichkeiten werden innerhalb der Weiterbildung ausgelotet - wie weit geht Performance?
An sechs gemeinsamen Wochenenden experimentieren die Lehrkäfte, tauschen Erfahrungen und Ideen aus, lernen voneinander, um mehr über die Ausdrucksform Performance zu erfahren. Die Fortbildung ist dabei angelehnt an das Curriculum „Performance“, das gerade von einer künstlerisch-pädagogischen Arbeitsgruppe in Hamburg entworfen wird. Darüber hinaus bilden immer zwei Lehrkräfte mit einer Künstler/-in als Supervisor/-in eine Kleingruppe; sie werden über das Jahr hin unterstützt und darin begleitet, mit Schüler/-innen eine eigene Performance zu entwickeln.
Da das Projekt über mehrere Jahre gedacht ist, kann daraus ein Netzwerk entstehen, in dem man immer wieder die beteiigten Künstler/-innen und vor allem auch die Lehrkräfte, die die Fortbildung bereits abgeschlossen haben, nach Ratschlägen und künstlerischer Supervision fragen kann. Schön wäre es, wenn sogar langfristige Kooperationen zwischen Schulen und Künstlern/-innen entstehen. Durch diese Vernetzung mit und innerhalb der freien Szene – auch zu den freien Spielstätten – können auch neue Projektideen geboren und umgesetzt werden, die weit über die Fortbildung hinausgehen.
Wenn es Künstler/-innen oder Lehrer/-innen gibt, mit Ideen, Interesse oder dem Drang mitzuwirken und sich auf dem Feld der Performance auszuprobieren und weiterzubilden, dann freuen wir uns sehr über die Unterstützung von Alumnae/-i oder Stipendiaten/-innen des Förderprogramms stART.up der Claussen-Simon-Stiftung.
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