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Im Gespräch mit … Rose Knöchlein, Early Bird-Frühstudium
Elena de Zubiaurre, Programmleiterin, und Rose Knöchlein, Early Bird-Frühstudium
Wie geht es Dir gerade?
Ich versuche, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren und mich nicht allzu sehr von der Situation mitreißen zu lassen. Ohne Spuren geht das aber natürlich nicht an mir vorbei. Das allseits präsente Gefühl, dass niemand weiß, wie es weitergeht und von heute auf morgen ganze Gesellschaften auf dem Kopf stehen, schien zuvor undenkbar. Mit Freude an kleinen Dingen, wie einem guten Buch oder Spieleabenden, lässt sich die Zeit jedoch beeindruckend gut verbringen. Das hätte ich bestimmt vorher nie geglaubt.
Wie sieht aktuell ein typischer Tag aus?
Ich halte weitestgehend an meiner "normalen" Tagesroutine fest. Ein Tagesplan mit eingeteilten Lern- und Pausenzeiten, sowie einem Essensplan helfen mir also, eine gewisse Struktur zu bewahren und ein Gefühl von Alltag zu kreieren.
Wie wurdet Ihr in der Schule über Entscheidungen informiert?
Das tragende Medium der Kommunikation zwischen Lehrern und Schülern war in den vergangenen Wochen das Mailing. Chatforen wie Schul.cloud funktionierten nach langer Ankündigung und immer weiteren Verzögerungen erst nach zwei Wochen. So finden die Neuigkeiten zwar relativ schnell zu uns, doch scheint es eher an den fehlenden oder verspäteten Entschlüssen der Schulbehörde zu liegen, dass immer noch eine relativ große Ungewissheit herrscht.
Wie funktioniert aktuell der Fernunterricht an Deiner Schule?
Da die Abiturvorbereitungen weitestgehend auf der Eigeninitiative basieren, hält sich der "Unterricht’" in Grenzen. Über kurze Aufgabenstellungen ist es in vielen Fächern möglich, seine Leistung ergänzend zu verbessern, doch richtet sich diese Möglichkeit in erster Linie an Schüler mit ausgefallenen Klausuren oder Präsentationsleistung. Als Austausch- und Nachfragemedium bietet meine Klassenlehrerin jeden Abend eine Videokonferenz an, in der sich jeder bei Bedarf einklinken kann.
Was funktioniert besonders gut?
Die neuen Möglichkeiten sind zwar umfangreich, aber das Internet kann den persönlichen Austausch nicht wirklich ersetzten. Gerade im Fach PGW (Politik-Gesellschaft-Wirtschaft) ist ein direktes Gespräch kaum zu ersetzten. Seine Ansatzpunkte gegenseitig ergänzen und beiderseits auf neue Sichtweisen kommen; das ist für mich ein Prozess, der nicht so einfach über Videochats umzusetzen ist. Vielleicht fehlt das Gefühl eines offenen Austauschesm oder es ist eine Gewöhnungssache, ein Ersatz allerdings definitiv nicht.
Was fehlt an Deiner Schule, damit der Fernunterricht noch besser laufen könnte?
Meine Schule ist digital eher rückständig. Die Computersysteme in der Schule sind schon eine Herausforderung für sich, und WLAN gibt es nur partiell. Insofern ist das Arbeiten von zu Hause und auf dem eigenen Laptop schon ein großer Fortschritt. Erfahrung mit dem Umgang von digitalen Unterrichtssystemen bleiben vermutlich das Haupthindernis. Alle machen dies gerade zum ersten Mal, und das zeigt sich zum Beispiel der Anzahl an Minuten, bis eine Videokonferenz mit allen Teilnehmern starten kann.
Hat sich Deine Einstellung zum Thema „Digitalisierung und Schule“ verändert?
Eine Digitalisierung der Schulen bietet sicherlich noch viele Möglichkeiten, zum Beispiel für Schüler/-innen aus der Mittelstufe in den Klassen neun und zehn, die immer noch bis 16 Uhr in der Schule bleiben müssen. Hier wäre ein digitaler Nachmittagsunterricht für mich viel interessanter gewesen und vielleicht nach guten Erfahrungen in den nächsten Wochen auch mal Diskussionsthema. Wie schon angesprochen halte ich vor allem in politischen Fächern den direkten Austausch unabdingbar. Diskutieren lernt man sicherlich nicht über Skype.
Wie hältst Du den Kontakt mit Deinen Mitschülern/-innen und Lehrern/-innen?
Die Kommunikation über WhatsApp ist zum einen schnell und einfach, aber auch unspezifisch und oberflächlich. Den Abgleich von Aufgaben regeln wir meist lieber telefonisch. Auffällig ist jedoch, dass ein einheitlicher Stand des Lernstoffs mehr und mehr verschwindet. Womit sich der eine schon intensiv beschäftigt hat, hat der nächste noch nicht begonnen. Das macht den allgemeinen Austausch schwer. Abgesehen davon, dass das Lernen mit Freunden in einem Café einfach mehr Spaß und somit auch Motivation bringt.
Wie wirst Du Dein Abitur dieses Schuljahr schreiben und die mündlichen Prüfungen ablegen?
Entgegen aller Empfehlungen von Ärzten und Virologen in einen Raum mit lauter Schülern meine bisher wichtigste Prüfungsleistung abzulegen, scheint fast schon ironisch. Wie das Abitur dann überhaupt durchzuführen ist und welche Formen möglich sind, bleibt weiterhin ungeklärt. Klar ist nur, es benötigt sicherlich noch ein wenig mehr Fokus, um die aktuellen Geschehnisse, die Ungewissheiten und die Verunsicherung auszublenden. Letzten Endes bleibt einem jedoch nichts anderes übrig.
Fühlst Du Dich gut darauf vorbereitet?
Ich profitiere jetzt sicherlich mehr von meiner frühzeitigen Vorbereitung. Mitschüler, die erst in den Ferien begonnen haben oder noch andere Leistungen erbringen müssen, haben natürlich weniger Zeit. Manche stellen auch fest, nie richtig das eigenständige Lernen gelernt zu haben. Das hat jetzt natürlich starke Auswirkungen.
Was bereitet Dir gerade Sorgen?
Abgesehen von der ungewissen, fast surrealen Situation spüre ich sicherlich eine große Verunsicherung. Wenn niemand wirklich weiß, wie es weitergehen kann, werden auf einmal auch die eigentlichen Ziele, an denen man sich orientierten konnte, infrage gestellt. Die schulpolitischen Entscheidungen sind aktuell meine größte Sorge. Angekündigte Ansagen werden immer wieder verschoben und auch nach ,,klaren Aussagen’’ fehlt die tatsächlich überzeugende Glaubwürdigkeit.
Gibt es für Dich auch positive Aspekte in diesen herausfordernden Zeiten?
Das eigenbestimmte Lernen ist für mich persönlich viel effektiver. Ich komme sichtlich besser und schneller in lernintensiven Fächern wie Biologie voran. Abgesehen davon wird die generelle Abhängigkeit von anderen bzw. von Entscheidungen der Schulbehörde auf einmal ganz neu erfahren, und sicher nicht im positiven Sinne.
Worauf freust Du Dich am meisten, wenn die Krise überstanden ist? Was tust Du dann als erstes?
Wenn die Krise vorbei ist, habe ich hoffentlich endlich meinen Abschluss. Dann kann ich wieder planen. Bis das Reisen wieder möglich ist, wird es vermutlich ja noch eine ganze Weile dauern und somit fällt die klassische ,,Belohnung’’ nach dem Abitur, erstmals alleine in die Welt zu ziehen, leider weg. Bevor ich mit einem Studium beginnen wollte, hatte ich immer das Ziel, verschiedene Berufszweige über Praktika näher kennenzulernen. Hoffentlich können dann auch kurzfristigere Bewerbungen realisiert werden.
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