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Freunde treffen: über neue Me-Times und digitale Geburtstagspartys
Christine Lauck, Referentin für Veranstaltungsmanagement
Ich habe meiner Freundin Valeria vor einigen Tagen zum Geburtstag gratuliert. Sie wohnt seit ein paar Wochen in Barcelona und befindet sich gerade in Quarantäne. „Ich hoffe, du bist nicht zu einsam“, habe ich noch hinter meine guten Wünsche gesetzt. Morgens habe ich auf Instagram gesehen, dass sie die Kerzen auf ihrem Geburtstagskuchen über Zoom vor 50 jeweils vor ihren Computern sitzenden, jubelnden Personen ausgeblasen hat. Dann war ich kurz traurig, dass ich nicht zur digitalen Geburtstagsparty eingeladen wurde, um mich sofort wieder zu freuen: nur, weil wir uns vernetzen und zusammenkommen können, kann ich mich überhaupt ausgeschlossen fühlen. Wir werden das jetzt zu zweit nachholen und hoffentlich beide ein Stück Kuchen vor dem Bildschirm essen.
Über meine Freundin Denise würde ich sehr lange schwärmen können. Dass sie technikaffin ist und Zumba mag, würde ich, wenn überhaupt, an allerletzter Stelle erwähnen. Gerade versorgt sie andere Freundinnen und mich mit Links zu Live-Sportsessions mit den angesagtesten Lehrern in bester Videoqualität. Ganz wichtig sei – so die Fitnessinstructor –, dass man seine eigene Kamera an-, aber das Mikrofon gemuted hat. Sonst hört man nur ein einziges großes Schnaufen. Das macht natürlich Sinn, und deswegen durchforste ich meinen Kleiderschrank nach einem grellen Aerobicoutfit à la Jane Fonda, um in der Menge der Videoteilnehmenden herauszustechen. Oder zumindest Denise zum Lachen zu bringen.
Daniela und ich drehen nun als Abschluss eines jeden Videotelefonats einen Song auf, zu dem wir gemeinsam vor dem Bildschirm herumspringen. Per „Schnick, Schnack, Schuck“ wird entschieden, wer den nächsten Song auswählen darf. Da ich mit Stein gegen Schere gewonnen habe, tanzen wir nächstes Mal zu „I’m a believer“ von den Monkees, während ich mich auf ihre Deutschrap-Selektionen einstelle. Da ich generell alles toll finde, was Daniela macht, und von den digitalen Möglichkeiten begeistert bin, kam es vor kurzem fast zu einem Missverständnis. Sie erzählte mir von ihrer neuen Morgenroutine: früh aufstehen, in Ruhe Kaffee trinken und Musik hören, bevor sie sich an den PC setzt. „Oh toll! Da mache ich mit!“, sagte ich sofort. „Wir trinken zusammen Kaffee und hören gemeinsam Musik, so wie wir das abends machen.“ Dass ich damit ihre wertvolle Me-Time invadiere, bevor es in die ständige Erreichbarkeit geht, habe ich zum Glück schon während des Schreibens meiner Antwort gemerkt. Es gibt wohl auch in diesen digitalen Zeiten Dinge, die man nur alleine machen kann.
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