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Coaching – ein geschützter Raum für Schulleitungen und Lehrkräfte in der Krise
Christiane von Schachtmeyer, Referatsleitung Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung
Schon seit vielen Jahren bietet die Claussen-Simon-Stiftung in Kooperation mit dem Landesinstitut für Lehrerbildung und Schulentwicklung Coaching für Schulleitungen an, ein geschätztes und sehr bewährtes Projekt.
Im April, also mitten im Lockdown, fragten wir uns, wie man die Lehrkräfte stützen könnte und kamen auf die Idee, Coaching auch für Lehrkräfte anzubieten. Denn es wurde deutlich, dass, je länger diese Krise andauern wird, umso wichtiger es auch für Lehrkräfte sein wird, dass sie mental in der Betreuung ihrer Schülerinnen und Schüler unterstützt werden. Denn die Sorgen und Nöte werden eher wachsen und die Lehrkräfte zunehmend mit familiären Konflikten und zusätzlichen fachlichen Herausforderungen konfrontiert werden. Mit diesen Anforderungen und Erwartungen in der Schule und zuhause, im Homeoffice und häufig auch im Homeschooling müssen sie lernen zurechtzukommen.
Inwiefern kann Coaching in dieser herausfordernden Situation hilfreich sein? Wenn ich versuche zu erklären, was Coaching – ein nicht geschützter Begriff – eigentlich bedeutet, dann arbeite ich gern mit ursprünglichen Bedeutungen. Das englische Wort Coach steht nämlich sowohl für den Trainer als auch für die Kutsche. Ich stelle mir das so vor: Der Coach begleitet die Coachees auf ihrer beruflichen Reise ein Stück des Weges in einem geschützten Raum (nämlich der Kutsche) und trainiert mit ihnen gemeinsam ihre Kompetenzen, indem er oder sie in erster Linie die Fähigkeit zur Selbstreflektion fördert. Coaching in der Krise bedeutet, dass man nicht weiß, wohin die Reise geht und welche Etappen man nehmen muss, man weiß aber, dass man beim Finden der Route Hilfe bekommt.
Mit dem Programm der Claussen-Simon-Stiftung bekamen Lehrkräfte die Gelegenheit, in einem Coaching ihre aktuelle berufliche Situation mit den besonderen Herausforderungen in der Krise zu reflektieren und neue Handlungskonzepte zu entwerfen. Da das Coaching längst nicht allen Lehrkräften bekannt ist, starteten wir mit einer Anliegenklärung im Landesinstitut, bevor die Lehrkräfte an bewährte Coaches für jeweils vier Stunden weitervermittelt wurden. Die Resonanz war groß, die ersten Coachings fanden komplett digital statt, nach der ersten Öffnung gab es auch Coachings in Präsentia.
Was waren die häufigsten Anliegen? Das Feld war weit, dennoch ließen sich bestimmte Häufungen erkennen: Es ging um Zeitmanagement, um die Abgrenzung zwischen privat und beruflich im Homeoffice, um die Klärungen von unbekannten Erwartungen. Alte Konfliktlinien brachen wieder auf und verschärften sich durch die Krise, Strategien im Umgang mit multiplen Anforderungen sollten entwickelt, Prioritäten gesetzt werden. Es wurden krisenhafte Schülerfälle bearbeitet, Rollenklärung wurde betrieben und Abgrenzungsstrategien wurden entwickelt.
Die Rückmeldungen waren durchweg positiv. Es zeigte sich, dass die Vorteile des Coachings bei den Lehrkräften wirken: Das selbstorganisierte und kreative Handlungsvermögen wird durch den Coach stark gefördert. Es werden reale Problemlösungsmöglichkeiten mit hoher Erfolgsaussicht entwickelt. Coaching ermöglicht neue Perspektiven, öffnet andere Sichtweisen und lässt das Handeln der anderen Systemmitglieder sinnvoller erscheinen. Ein Coachee meldete zurück, dass er vor dem Coaching das Gefühl gehabt habe, mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Nun könne er sich wieder umdrehen und weitergehen.
Wie schön ist es, dass wir Lehrkräften die Möglichkeit bieten konnten, neue und in der eigenen Perspektive noch unbekannte Lösungen für so manches Problem zu entwickeln und die eigene Weiterentwicklung anzustoßen. Wir hatten das Glück, innerhalb des derzeit besonders herausfordernden Schulalltags mit seinen vielen Unwägbarkeiten zu einem funktionierenden Lehr- und Lernkontext beitragen zu dürfen.
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