Do the right thing, for the right reason, the right way.
Talitha Goldmann-Kefalas, Master Plus-Alumna
Do the right thing,
for the right reason,
the right way.
Aber was bedeutet es eigentlich, „das Richtige“ zu tun bzw. sich in diese Richtung gezielt weiterzuentwickeln?
Gern teile ich hier einen kurzen Abriss meiner ganz persönlichen Erkundungsreise nach Antworten. Denn diese Frage hat mich schon früh beschäftigt.
Mein Schlüsselerlebnis
Meine Leidenschaft für die Arbeit mit Straßenkids wurde bereits mit sechs Jahren entfacht. Ich durfte erfahren: „Ich selbst kann etwas verändern.“ Begeistert hatte ich mit dieser neuen Erkenntnis zuhause meine Kleidung für ein Paket nach Brasilien gepackt, und meine Mutter hatte alle Hände voll zu tun, einige meiner Kleidungsstücke wieder auszupacken.
Mein Drang, nachhaltig etwas zu bewegen, brachte mich dann von den Straßen Brasiliens über die Heimarbeit mit Teenie-Müttern in Deutschland in den Masterstudiengang „Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession (Alice Salomon Hochschule)“. Denn die Frage bewegte mich fortwährend: Könnten Professionalisierung und internationale Zusammenarbeit möglicherweise die Schlüssel sein für eine bewusste Haltung, eine klare Ausrichtung darauf, „das Richtige“ zu tun und nachhaltig etwas zu verändern ... über wohltätige Zwecke hinaus? Oft genug hatte ich im beruflichen Kontext erlebt, wie äußerst kompetente und studierte (Sozial-)Pädagog:innen Berufliches und Privates nicht mehr zu trennen vermochten und ungebremst in ein gesundheitsgefährdendes Burnout rasten. Oder wie Ehrenamtliche auf Freiwilligeneinsätzen getrieben waren von ihren hohen Erwartungen an Hilfesuchende. Die Ausrichtung auf wohltätige Zwecke allein, wie es mir schien, reichte also nicht aus, um den großen Herausforderungen in Organisationen oder in der Gesellschaft wirksam zu begegnen. Die eigene Haltung und zugrundeliegende Motive schienen mir einen viel entscheidenderen Einfluss auf die Wirkung des Engagements zu nehmen.
Wieviel ich von den großartigen Dozent:innen während dieses intensiven berufsbegleitenden Studiums lernen durfte, lässt sich kaum in Worte fassen. Wir diskutierten ethische Dilemmata, grübelten über Fragen der Organisationsentwicklung und wälzten Gesetzestexte zur Lösung komplexer Fallbeispiele von Menschenrechtsverletzungen. Am meisten lernte ich aber aus den Erfahrungen der Dozent:innen selbst. Aus ihrer ganz eigenen, gelebten Expertise, die sich mir tiefer einbrannte als jedes fesselnde Fachbuch es vermochte.
Gleichzeitig musste ich feststellen, dass selbst in Teilen der renommiertesten internationalen Hilfsorganisationen toxische Führungsstrukturen vorherrschten und diese ganze Teams zersetzten. Hier, wie auch in vielen anderen Unternehmen, erlebte ich, wie „der große Manipu“ (also Manipulation, als wirksames Machtinstrument) den Ton vorgab und Nachwuchsführungskräfte bereits früh von entsprechenden Vorbildern lernten. Und wieder war da die Frage: Kann man sich denn auf seinen „inneren Kompass“ nicht verlassen? Wenn selbst wohltätige Zwecke und stetige Professionalisierung kein Garant für eine anhaltende Ausrichtung auf „das Richtige“ waren, was war es dann?
Kurze Zeit später saß ich in den USA, mit meinem ungezähmten Entdeckerdrang, einem Schlüsselbund voller vielseitiger Arbeits- und Führungserfahrung und zahlreichen Fragezeichen auf der Stirn ... vor einem 3-Sterne-General und einem US-Botschafter: General Benjamin C. Freakley; Ambassador Michael C. Polt (s. Bild). Sie hatten mich als eine von nur acht Führungskräften weltweit ausgewählt, um am einjährigen Leadership Training des „McCain Institute for International Leadership“ (Arizona State University) teilzunehmen und mich als Führungskräftetrainerin zu zertifizieren. Eine einmalige Chance, die ich mir nicht entgehen lassen wollte – auch weil mich die Arbeit mit der Politik schon zu dieser Zeit begeisterte.
So fragend ich aber war, so skeptisch und kritisch war eingangs auch meine Haltung. Hatte ich doch in Deutschland hoch angepriesene Führungstechniken und -floskeln allzu gut kennen- und aussieben gelernt. Insbesondere die als „Top-Trends aus den USA“ gefeierten Management-Methoden. Welche neuen Erkenntnisse über Führungsmethoden würde ich hier also lernen können? Was könnte meiner klaren Ausrichtung auf die Wirkung in der Praxis standhalten? Und was würde nur wie ein neuer Hype verpuffen und später als Fachbuch im Regal verstauben? Also wagte ich den Sprung ins kalte Wasser: Von Anfang an diskutierte ich eifrig, hinterfragte kritisch, bohrte auch im persönlichen Austausch mit den Expert:innen weiter nach. Ich durfte mir ein völlig neues Bild machen und fand für mich als Fundament ein tragfähiges Führungsverständnis für nachhaltige Veränderung: #CharacterDrivenLeadership
Das „Next Generation Leaders“ Programm
Das intensive Training mit dem Fokus auf „Character-Driven Leadership“ fand das ganze Jahr über an unterschiedlichen Orten der USA statt. Im engen Austausch mit hochrangigen, erfahrenen CEOs und Führungspersönlichkeiten aus allen Sektoren (an einem Tag mit dem Präsidenten der innovativsten Universität der USA, am anderen Tag mit NGOs in der Bronx und dann wieder mit einem berühmten NYC-Banker) konnte jede:r Teilnehmende selbst am eigenen Führungsverständnis arbeiten. Die Wirksamkeit des Gelernten blieb aber nicht reine Theorie.
Denn entsprechend der eigenen Vision (die auch über eine Aufnahme in das Programm entschied) war jeder:m Teilnehmenden eine Praxisstelle im Management zugewiesen worden, in der man das Jahr über tätig war: Die einen arbeiteten als rechte Hand eines US-Bürgermeisters, die anderen entwickelten in Organisationen Konzepte für „Smart Cities“, und wieder andere begleiteten das Change Management einer NGO. Somit wurde jede:r Einzelne von uns als Change Ambassador auf die ganz eigene, praktische Probe gestellt.
Die dritte Säule des Programms bildete ein sog. „Leadership Action Plan“, mit dem jede:r in unserem Jahrgang in vier Phasen ein Projekt oder Konzept für das Heimatland entlang der eigenen Vision entwickelte und anschließend vor einem internationalen Expertenkomitee verteidigte. Folglich war mit dem vielseitigen Programm ein ganzheitliches Trainingspaket geschnürt, das eine:n jede:n auf einer intensiven Lernreise begleitete.
Was hat es nun mit Character-Driven Leadership (CDL) auf sich?
Character-Driven Leadership (McCain Institute for International Leadership) fußt auf dem Verständnis, dass ich selbst geprägt bin durch andere und mit meinem einzigartigen Charakter (von χαρακτήρ =„Prägung“,„Prägestempel“) mein Umfeld und andere Menschen nachhaltig prägen kann. Das allein jedoch kann auch äußerst negative Formen und Entwicklungen annehmen (s. Führungspersönlichkeit A. Hitler, dessen Fähigkeit, andere mitzureißen, zu begeistern und zu bewegen, wohl kaum einer infrage stellt, wohl aber seine Führung).
Daher bilden Werte und Ethik das grundlegende Fundament von CDL (siehe Grafik zum Download).
Denn die Kombination ist entscheidend (nehmen wir bspw. die sog. „Leadership-Prinzipien“ von Amazon: Sie sind richtungsweisend und allgegenwärtig, aber nicht zwangsläufig ethisch korrekt oder nachhaltig). Es geht also nicht um das weit verbreitete „Whitewashing“, bei dem sich Firmen glorreiche Werte auf die Fahnen schreiben, als reine Marketingmaßnahme. Vielmehr stehen bewusst verfolgte, gelebte Werte im Vordergrund, die herausgearbeitet werden und als solides Fundament Eingang in meine alltägliche Praxis finden. Denn Werte wirken und schaffen Zusammenhalt.
Das darauf aufbauende Führungsverständnis setzt nicht auf „Positional Leadership“: Nicht die zugewiesene Jobbezeichnung auf der Karriereleiter, eine hierarchische Rolle oder Beförderung, die meinen Führungsstil lenken, sind entscheidend . CDL hingegen setzt auf eine Haltung von „Servant Leadership“ (zur Vertiefung kann ich hier Simon Sineks Litertur empfehlen), die unabhängig von Rang und Namen den Menschen in den Mittelpunkt rückt und die Stärken des Teams hervorbringt. Diese Haltung fordert nicht Vertrauen ein, sondern investiert selbst und baut es nachhaltig auf. Vertrauen ist somit das Umfeld, in dem Character-Driven Leadership wirksam wird.
[Diese nachhaltige Vertrauensbasis erlebe ich übrigens auch heute noch im Gespräch mit dem General und dem Ambassador, dem Netzwerk der Alumni weltweit und mit vielen anderen, die sich mit Character-Driven Leadership beschäftigen.]
Kennst du es, wenn du Fach- und Führungskräften gegenüber sitzt, und sie sagen das eine, ihre Taten sprechen aber eine ganz andere Sprache? Im Führungskräfteprogramm wurde unser internationaler Jahrgang gezielt auch mit solchen Persönlichkeiten zusammengeführt. Unter Berücksichtigung der Chatham House Rule konnten wir sie mit unseren Fragen löchern und unsere eigenen Schlüsse ziehen: Wo ist die Grenze zwischen Manipulation und gutgemeinter strategischer Führung? Was brauche ich, um ein Team in den Erfolg zu führen? Welche Rolle spielen Vielfalt und Persönlichkeitsentwicklung in diesem Kontext? Wie sehen ungeschönte Niederlagen aus und was bedeuten diese für mein Wachstum? Was macht Macht mit Menschen, und wo bin ich nicht bereit, Kompromisse zu meinen Kernwerten und Leitprinzipien einzugehen?
Der offene und authentische Austausch mit völlig unterschiedlichen, erfahrenen Führungskräften mit ganz individuellen Werten und Zielen, aber auch Schwächen und Niederlagen, hat mich viel gelehrt und zum Nachdenken gebracht. An Führungsvorbildern wie General Benjamin C. Freakley und Ambassador Michael C. Polt (s. Bild) konnte ich gleichzeitig lernen, was es bedeutet, das konsequent und integer zu leben und in meinen Arbeitsalltag zu integrieren.
Beides hat mich nachhaltig geprägt und mir meine Vision greifbar werden lassen „Das Gold in anderen aufzudecken”: Was ist deine Vision? Und wie wirkt sie in deinem (Berufs-)Alltag?
Wie mich Character-Driven Leadership im Alltag begleitet
Entlang meiner persönlichen Zeilen konntest du hervorgehobene Textpassagen erkennen. Diese spiegeln für mich den Charakter meiner Lern- und Entdeckungsreise wider, der mich und meine Arbeitsweise auch weiterhin prägt und meinen „inneren Kompass“ klar ausrichtet. Denn ich bin überzeugt,
- dass eine ethisch-wertebasierte, bewusste Haltung entscheidend ist, wenn ich wirklich etwas bewegen möchte;
- dass nur „erlebtes Wissen“ und in der Praxis erprobte Erkenntnisse ihre Wirkung voll entfalten, denn unsere Taten sprechen Bände;
- dass Führung bei mir selbst und dem Herausbilden meines Charakters beginnt, damit nachhaltige Veränderung an mir sichtbar und durch mich wirksam wird;
Character-Driven Leadership zeigt sich auf vielfältige Weise in meiner Arbeit als Agile- & Team Coach sowie in der internationalen Führungskräfteentwicklung, für die ich in den USA zertifiziert wurde. Mit meinem immersiven Ansatz (von „Immersion“ = eintauchen) setze ich genau dort an, wo die/der Einzelne und das Team in ihrer Entwicklung stehen, ob IT-Teams, pädagogische Fachkräfte, Manager:innen, Direktor:innen internationaler Organisationen oder Politiker:innen.
Gemeinsam arbeite ich mit ihnen daran, ihr volles Potential zu entfalten und durch Character-Driven Leadership klare nächste Schritte zu identifizieren,
mit dem Ziel:
“Do the right thing, for the right reasons, the right way.”
und dem ganz praktischen Ansatz: “Start where you are, use what you have, do what you can.”
Das hier ist nur ein sehr kleiner Ausschnitt meiner Arbeit und des zugrundeliegenden Ansatzes. Möchtest du mehr erfahren? Bist du neugierig, wo CDL bei dir und in deinem Umfeld greifen kann und wie du dich persönlich & professionell weiter entwickeln kannst? Dann schreibe mich gern an: talitha.kefalas@gmx.de oder kontaktiere mich über LinkedIn.
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